PCOS ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen bei Frauen und trotzdem bleibt es oft lange unerkannt. Die Symptome wirken chaotisch und widersprüchlich, aber dahinter steckt ein klares Muster. Mit Lifestyle-Strategien und medizinischen Optionen gibt es Wege, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Vielleicht kennst du das Gefühl. Dein Zyklus ist unberechenbar, die Haut spielt verrückt, dein Körper macht Dinge, die sich kaum erklären lassen. Und doch heißt es oft: „Das ist normal bei Frauen“
Genau hier bleibt das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS) oft unerkannt. Millionen Frauen sind betroffen. Viele ohne es zu wissen. Die Anzeichen sind vielfältig, manchmal sogar widersprüchlich, was die Diagnose zusätzlich erschwert.
PCOS zu verstehen, heißt, den roten Faden im scheinbaren Chaos zu finden. Genau hier setzt Caona an: Wir wollen Orientierung schaffen, wo Unsicherheit dominiert, und Frauen mit fundiertem Wissen und empathischer Begleitung stärken. Denn Klarheit ist der erste Schritt, um Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen und mit PCOS nicht nur zu leben, sondern einen Weg in Richtung Balance und innerer Sicherheit zu gehen.
In diesem Beitrag erfährst du, wie die Erkrankung erkannt wird, welche Rolle Ernährung und Lebensstil spielen und warum Aufklärung und Unterstützung so wichtig sind.
Bevor wir tiefer einsteigen, schauen wir uns an, was hinter der Erkrankung steckt.
PCOS ist die häufigste endokrine Störung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Bereits 1935 beschrieben, betrifft es je nach Diagnosekriterien zwischen 5 % und 26 % aller Frauen [1].
PCOS entsteht durch ein Ungleichgewicht der Hormone. Häufig produzieren die Eierstöcke nicht genügend Hormone, um einen Eisprung auszulösen. Bleibt dieser aus, bilden sich am Rand der Eierstöcke viele kleine flüssigkeitsgefüllte Follikel („Zysten“), die unreife Eizellen enthalten. Diese Follikel setzen vermehrt Androgene frei.
Androgene sind eine Gruppe von Hormonen, die normalerweise in hoher Konzentration bei Männern vorkommen, im weiblichen Körper jedoch nur in kleinen Mengen vorhanden sind. Bei PCOS sind die Androgenspiegel oft deutlich erhöht. Das kann den Menstruationszyklus zusätzlich stören und viele der später typischen Beschwerden von PCOS auslösen [2][3].
Die genaue Ursache von PCOS ist bisher unbekannt. Sicher ist jedoch, dass eine frühe Diagnose und gezielte Lifestyle-Anpassungen das Risiko für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme deutlich senken können [1][2].
Von Zyklusstörungen über Hautprobleme bis hin zu Stimmungsschwankungen: PCOS macht sich auf verschiedene Art und Weisen bemerkbar, und genau diese Vielfalt an Anzeichen sorgt oft für Verwirrung.
Die Anzeichen verändern sich oft im Laufe der Zeit und treten nicht immer mit einem klaren Auslöser auf. Weltweit bleiben bis zu 70 % der betroffenen Frauen unerkannt, was die Belastung zusätzlich verstärkt [4].
Häufige Symptome sind:
Neben diesen unmittelbaren Beschwerden ist PCOS auch mit einem erhöhten Risiko für andere Gesundheitsprobleme verbunden: Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Endometriumkarzinom [4][5].
Doch PCOS betrifft nicht nur den Körper. Viele Frauen erleben auch psychische Belastungen wie Angst, Depression oder ein negatives Körperbild. Symptome wie Infertilität, Übergewicht oder unerwünschter Haarwuchs können zusätzlich gesellschaftliche Stigmatisierung verstärken mit Folgen für Familie, Partnerschaft, Beruf und soziale Teilhabe [4].
PCOS begleitet viele Frauen ein Leben lang, oft mit wechselnden Gesichtern. Studien zeigen, dass die gesundheitlichen Risiken über die gesamte Lebensspanne bestehen können. Auch nach den fruchtbaren Jahren [5]. Das macht eine frühzeitige Diagnose, ganzheitliche Betreuung und langfristige Begleitung so entscheidend.
PCOS lässt sich nicht mit einem einzelnen Test bestätigen, daher ist der erste Schritte andere Ursachen auszuschließen. ÄrztInnen prüfen zunächst, ob andere Erkrankungen wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion oder erhöhte Prolaktinwerte die Beschwerden erklären könnten. Erst wenn diese ausgeschlossen sind, kann PCOS bestätigt werden [6].
Am häufigsten werden dabei die Rotterdam-Kriterien angewendet. Eine PCOS-Diagnose gilt als gesichert, wenn 2 von 3 Kriterien erfüllt sind:
Um diese Kriterien zu überprüfen, werden verschiedene Laboruntersuchungen empfohlen, meist in der frühen Zyklusphase (Tag 2–4):
Während leicht erhöhte Androgenwerte typisch für PCOS sind, muss bei sehr stark erhöhten Werten abgeklärt werden, dass es sich nicht um selten auftretende hormonproduzierende Tumoren handelt. Außerdem können hormonelle Verhütungsmittel die Werte verfälschen. Dann ist eine zuverlässige Beurteilung nur nach mehrmonatiger Pause möglich [6].
Der Ultraschall-Befund allein reicht nicht aus, da auch gesunde Frauen polyzystische Ovarien haben können. Entscheidend ist also immer die Kombination aus Symptomen, Labor und Bildgebung.
Als erste Behandlungsoption empfehlen Fachgesellschaften Veränderungen im Lebensstil. Dazu gehören Ernährungsanpassungen, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement. Diese Maßnahmen können den Hormonhaushalt stabilisieren, die Stoffwechselgesundheit verbessern und Beschwerden lindern [8].
Der wichtigste Ansatz in der Behandlung von PCOS beginnt also im Alltag. Schon eine moderate Gewichtsreduktion von 5–10 % kann Zyklusstörungen, Akne, Hirsutismus oder Haarausfall verbessern [7]. Dabei geht es nicht um eine „spezielle PCOS-Diät“, sondern um langfristig gesunde Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten.
Studien zeigen, dass vor allem niedrig-glykämische Ernährungsweisen (z. B. mediterrane Ernährung oder DASH-Diät) den Blutzuckerspiegel stabilisieren, Insulinresistenz verringern und den Hormonhaushalt positiv beeinflussen [8][9]. Auch Ballaststoffe, Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und eine entzündungsarme Ernährung können Symptome lindern.
Regelmäßige Bewegung, egal ob Ausdauer- oder Krafttraining, unterstützt den Stoffwechsel, fördert die Gewichtsregulation und kann den Hormonhaushalt stabilisieren. Besonders aerobes Training hat sich als wirksam erwiesen, sowohl kontinuierlich als auch in Intervallen [8].
Wichtig ist, dass Veränderungen im Lebensstil nicht mit Druck oder Schuldgefühlen verbunden werden. Viele Frauen mit PCOS kämpfen zusätzlich mit Körperbild und Stigmatisierung. Umso mehr braucht es einen achtsamen und unterstützenden Umgang [7].
Wenn die Anpassungen im Lebensstil allein nicht ausreichen oder bestimmte Symptome im Vordergrund stehen, können zusätzlich Medikamente eingesetzt werden etwa zur Zyklusregulation, zur Senkung erhöhter Androgenspiegel oder zur Behandlung von Stoffwechselstörungen.
Hier findest du eine Reihe medizinischer Behandlungsoptionen, die individuell angepasst werden können:
Am wirksamsten ist meist die Kombination aus ärztlicher Therapie und individuellen Lifestyle-Strategien.
PCOS betrifft den Körper auf vielen Ebenen: Zyklus, Stoffwechsel, Haut, Fruchtbarkeit. Außerdem wirkt es sich oft auch auf das seelische Wohlbefinden. Diese Vielschichtigkeit macht die Erkrankung herausfordernd, aber auch individuell beeinflussbar. Denn Wissen, frühe Diagnose und ein bewusster Lebensstil können viel verändern.
Kein Weg sieht dabei gleich aus: Für manche steht die Zyklusregulation im Vordergrund, für andere die Haut, die Fruchtbarkeit oder die psychische Stabilität. Medizinische Behandlung und Lifestyle können sich ergänzen. Entscheidend ist, dass jede Frau ihren eigenen Zugang findet, in ihrem Tempo und ohne zusätzlichen Druck.
Bei Caona möchten wir einen Raum schaffen, in dem Wissen, Verständnis und Unterstützung zusammenkommen. Unser Ziel ist es, Frauen mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Körper zu geben, nicht durch starre Lösungen, sondern durch Orientierung und Begleitung. Denn wer seine Optionen kennt, kann Entscheidungen mit Klarheit treffen und Schritt für Schritt einen eigenen Weg zu Balance und Wohlbefinden gehen.